Aufgebrochen am 26. Oktober 2003. Verschollen am 4. November. Die Chancen sind gering, dass Tim Weltermann, der mit seinem Kanu den Atlantik überqueren wollte, sein Abenteuer unbeschadet überstanden hat. Doch seine Mutter will die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Essen - Der 25-Jährige war von Gran Canaria losgepaddelt, an Bord seines grünen Kanus waren neben Lebensmitteln und Wasser auch ein GPS-Empfänger und ein Handy.
Damit meldete sich Weltermann am 4. November zum letzten Mal bei seiner Freundin in Essen - dann brach der Kontakt ab. Am Telefon hatte er erzählt, dass er sein erstes Etappenziel, Antigua, wohl nicht in den geplanten 80 Tagen werde erreichen können. "Er sagte, dass er in den ersten zehn Tagen weniger Seemeilen geschafft hatte als erwartet - wegen häufiger Flauten und Gegenwind", sagt seine Mutter Christa.
An diesem 7. April sind es fünf Monate und drei Tage, seit Tim Weltermann vermisst wird. Fünf Monate, in denen Christa Weltermann gehofft hat, gebetet und geweint. "Es gibt Tage, wo ich weine, viel weine. Und es gibt Tage, wo ich Hoffnung habe." Dann sagt sie sich, dass der Akku des Handys vermutlich schon nach dem Anruf Anfang November leer war und Tim sich deshalb nicht mehr gemeldet hat.
Weil sie die Hoffnung nicht aufgegeben hat, ihren Sohn doch noch heil und gesund in den Arm nehmen zu können, hat Christa Weltermann eine Vermisstenanzeige bei der Polizei in Essen aufgegeben. Jetzt wird international nach Tim Weltermann gefahndet: Die Drogenpolizei sucht vor der Küste Antiguas nach ihm, mehrmals wöchentlich wird von der Seenot-Rettung in Bremen ein Funkruf über den Atlantik geschickt - täglich liest seine Mutter die Logbücher anderer Abenteurer, die die gleiche Route fahren wie er.
Doch niemand kann sicher sagen, was mit dem 25-Jährigen wirklich passiert ist. Immerhin liegen zwischen seinem Startpunkt Gran Canaria und Antigua 5500 Kilometer - und das Wetter war oft ungünstig. Wechselnde Winde könnte ihn in Richtung afrikanischer Küste getrieben haben. Er könnte auf einer unbewohnten Insel gestrandet sein. Von Piraten überfallen und entführt. Und natürlich könnte es auch sein, dass Tim Weltermann die Erfüllung seines Traums nicht überlebt hat.
Von einer Atlantiküberquerung habe er immer geträumt, sagt seine Mutter. Zehn Jahre habe ihr Sohn den Plan heimlich ausgeheckt, zwei Jahre heimlich dafür gespart. Erst als er zwei Monate vor der großen Fahrt nach einem Job im Circus Roncalli wieder zu Hause wohnte, offenbarte er ihr, was er vorhatte.
"Ich hätte ihn nicht abbringen können", sagt Christa Weltermann, "er wollte es unbedingt", sagte sie der Nachrichtenagentur AP. Der überzeugte Vegetarier habe sogar Fische fangen und sie roh essen wollen, sollte ihm der Hungertod drohen. Als seine Mutter besorgt auf den Plan reagierte, habe er ihr versprochen, dass er zurückkehren werde. "'Ich will leben' hat er gesagt."
Jetzt sucht sie ihren verschollenen Sohn auch über das Internet. Auf einer eigens eingerichteten Seite beschreibt sie exakt die Ausrüstung ihres Sohnes, sogar die letzten Fotos, die von Tim Weltermann gemacht wurden, hat seine Mutter dazugestellt. "Ich bin für jeden Hinweis dankbar", hat sie an das Ende der Homepage geschrieben.
Suchseite von Tim Weltermann
Was sagts du?
__________________________
They made me do it.
Fear <------> Love
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen