Montag, Juni 21, 2004

Ich war da

Ich schreibe das Jahr 2004. Um genauer zu sein, 20.06.2004. Es war um 20.00. Ort, Dresden, Staatsschauspiel Dresden. Grund, Lesung mit Benjamin von Stuckrad – Barre. Sein mittlerweile – öhm fünftes Buch?!... Name, Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft. Titel der Lesereise: „Come On Baby Fight My Liar“. Ups, jetzt ist die Rechtschreibhilfe von Deutsch auf Englisch umgeschwuppst. Jetzt isse wieder deutsch. Nun gut.

Um kurz nach acht wurde aus dem hellen Saallicht ein rötlich schummriges geschichtenvorleselicht. Im Hintergrund der Bühne wurde eine weiße Leinwand runtergelassen an der sich ein rechteckiges vom Beamer endendes dunkelblaues Bild in voller Pracht erstrahlte. Ein Mann kommt auf die Bühne, in der Hand ein Powerbook. – eigenartig, das Word das Wort Powerbook nicht kennt?! – Er stellt es auf dem mit rotem Samt eingeschlagenen Tisch, an dem sich ein Mikro und auf dem Tisch ein leeres Wiskey-Glas befindet. Er stöpselt das Gerät an zurechtgelegte Kabel an und das Bild, welches sich auf dem Powerbook befindet, erscheint wie von Geisterhand auf der Leinwand. Der Saal wird mit Musik von Travis, Westbam, Peachts und und und beschallt. Auf der Leinwand erscheint das Programm „iPhoto“ und man kann einige Bilder erkennen. Der Mann schaltet in den Diasmodus um und der Autor lässt auf sich warten. Die Zeit wird verkürzt, mit Photos, die der Literat für ein zuvor erschienendes Buch geschnappschusst hat. Dann, auftritt des Literaten. Weiße gerade geschnittene Hose und ein dunkelblaues Hemd. In der rechten Hand eine brennende Zigarette, in der linken das Buch, aus welchem er dann vorliest. – Ich nehm gerade mal ein Schluck warme Sake, dann schreibt sich’s besser, vielleicht noch einen Cracker – Er begrüßt das Publikum, das Publikum begrüßt den Autor, alle freuen sich und schon geht’s los.

Er schaltet aus dem Diasmodus in den Bearbeitungsmodus, dann sieht man ein Bild, welches immer zur gerade vorgelesenen Geschichte passt. Dazu läuft immer ein Musikstück. Er ließt in seiner bekannt gelangweilten, ichkanndietextebaldnichtmehrsehen Stimme vor. Ich finde es gut. Der Rest des Publikums auch. Ein nieser aus dem Publikum, der Autor wünscht Gesundheit, der im Publikum sitzende bedankt sicht nicht, dem Literaten ist es wurscht. Dann ein Text, der hier in den Saal so gut reinpasst, wie die Faust ins Auge. Je t’aime – Wer mit wem? Eine wohl mega-erfolgreiche Kuppel Sendung im MDR Fernsehen. Er las wie gewohnt vor. Er betonte dann die „Gesuche“ die er wörtlich im Text übernahm, in dem Dialekt, der so klingt, wie man in der Stadt spricht, wo er sich befand. In s ä c h s i s c h. Viel gelächter und Applaus. Er meinte dann, dass er es schön fände, dass das Publikum über sich selbst lachen kann. Ich bin ja der Meinung, dass der deutsch sprechende Teil des Publikums lacht und applaudierte. In der Pause hörte ich dann, wie ein mitfünfziger, sicherlich arbeitslos und verbitterter sächsischer Mann meinte, dass er ja kein sächsisch könne und er es nicht so toll fände. Die Show aber sonst gut sei.

Nach der Pause ging es dann noch richtig gut weiter. Er machte sich auch während des lesens eine Marlboro Menthol an. Und nippte nicht aus dem mit Wasser gefüllten Wiskey-Glas, sondern trank gleich aus der 1,5 Liter Volvic Flasche. Er ließt weiter, das Publikum ist gut unterhalten und der scheinbar schlechtgelaunte Literat findet es langsam schön. Und wenn es schön ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Was er nach einer Zugabe tat, gegen zehn nach elf. Danach lud er noch zum Signieren der Bücher ein. Die Gelegenheit nahm ich natürlich war, denn ich hatte ja mein Exemplar mitgebracht. Er schrieb dann ein und ich ging glücklich nach Hause. Ein toller Abend.

Danke, das war der Text.


Und was sagst du?

R.S.V.P
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Fear <-----------X-----------> Love

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