Dienstag, Oktober 03, 2006

Schlafwissenschaften

La Science des rêves. F 2006. R,B: Michel Gondry. K: Jean-Louis Bompoint. S: Juliette Welfling. M: Jean-Michel Bernard. P: Partizan. D: Gael García Bernal, Charlotte Gainsbourg, Alain Chabat, Miou-Miou u.a. 105 Min. Prokino ab 28.9.06


schließe die augen und lasse dich in eine neue, dir unbekannte, manchmal tolle und manchmal schreckliche welt entführen. ein rezept für einen guten traum geht so. zu aller erst brauchen wir einen namen für unser menü. nennen wir es "the science of sleep" das hätten wir.
jetzt brauchen wir die zutatenliste.

1 hauptdarsteller - gael garcía bernal (bekannt aus "La Mala educación")
1 nebendarsteller - charlotte gainsbourg (bekannt aus "21 Gramms" und "Lemming")
1 gute idee - michel gondry
1 guten regisseur - michel gondry



wir fügen als erstes die gute idee und den regisseur in ein filmstudio ein. ruhig nicht sparsam sein! dann geben wir den hauptdarsteller und die nebendarstellerin zu und verschließen das studio gut. nun lassen wir alles ein paar wochen gut durchziehen.

nach ein paar wochen....

voila... da ist er, DAS filmhighlight des jahres 2006! - THE SCIENCE OF SLEEP
wieder einmal beweißt regisseur michel grondry sein geschick für gutes erzähl kino in form von real gewordenen kinderbüchern für erwachsene. nach so hervorragenden filmen wie "eternal sunshine of the spotless mind", "human nature" und "bloc party" ist es nun sein vierter gelungener film.

die besonderheit an filmen von michel gondry ist, nicht nur die guten geschichten, die mal mehr, mal weniger aufregend sind, nein, es ist die visuelle umsetzung. wo george lucas nur so überschäumt mit cgi effekten, sagt sich michel gondry, scheiß drauf, ich mache es noch nach guter alter manier, in stop motion und parfümiere meine filme nur mit computeranimationen. das kommt gut und ehrlich rüber und man kann sich an den "analogen" visuellen effekten nicht satt sehen.

stéphan ist ein junger aus mexico stammender hans guck in die luft, der vor kreativität strotzt. er bekommt einen job in einer werbekalenderherstelleragentur. die sich darauf spezialisiert hat, schlechte hässliche kalender mit firmennamen zu bestücken, die man dann von der bank als werbegeschenk hinterhergeworfen bekommt.



stéphan kommt nach paris, auf geheiß seiner mutter, die ihm den job in der kalenderherstellungsagentur besorgt hat. er wohnt vorrübergehend in der wohnung seiner mutter. diese wohnung hat aber ein geheimnis. sie ist sozusagen ein portal. zum einen ein portal von der arbeitswelt abstand zu nehmen und man reist in seine eigene welt - die privatsphäre. dann ist es ein portal in stéphans traumwelt und ein portal zu der liebe der nachbarin stéphanie. dessen liebe er erobern will. dafür riskiert er seinen job, den er hasst wie der teufel das weihwasser. er versucht alles um ihre liebe zu gewinnen. auf den dornigen weg zum herzen von stéphanie geht er durch wirre welten, die dem zuschauer in schönsten visuellen mitteln gezeigt werden. am ende jedoch bemerkt stéphan aber ....



vor allem aber ist diese recht handlungsarme geschichte des jungen träumers stéphane eine detailverliebte ausstattungsorgie, die allein ihr stimmiges timing und ihr facettenreichtum der kreativen einfälle vor putziger manieriertheit bewahrt. hemmungslos werden filz, wellpappe, watte und zellophan zu einer kindlichen stop-motion-collage mit dem charme altmodischer russischer trickfilme verarbeitet, mischen sich sinnliche materialien und poetische alltagsfundstücke à la amélie mit computeranimation und montageloops – gemeinsam erschaffen sie eine neue welt, das unterbewußtsein des protagonisten, und prägen gleichzeitig das Gesicht der realen Filmhandlung.





man merkt diesem film die lust am spielen an. die für nicht-cineasten möglicherweise als quatsch abgetan werden wird.

noch ein pluspunkt für den film geht an die deutsche synchronisation. wenn gleich auch eine mittelmäßige deutsche schauspielerin behauptet, die synchronisation von ausländischen filmen wäre überflüssig, sehe ich das als völligen quatsch an. wir leben in deutschland wo deutsch gesprochen wird. englisch mag eine schöne und tolle sprache sein und es lässt sich auch gut posen damit. wie die ehemaligen viva mitarbeiterin die jetzt schauspielerin sein will, meint, diese ausländischen filme mit untertitel zu verstümmeln, meine ich, dass ich das nicht will. die ganze konzentration geht darauf, die meist schlecht lesbaren untertitel zu lesen und man hat letztentlich nichts vom film. also liebe deutschen synchronstudios, ihr macht eure arbeit sehr sehr gut, weiter so!!

in diesem film werden zwar auch untertitel angeboten, sie sind aber wohl dosiert und werden nur kurz eingeblendet. für wahre filmfans ist dieser film ein meisterwerk filmisches könnens und erhält von mir

6 von 5 möglichen punkten.


er reiht sich somit an die vierte stellen meiner top 5 filme.

1. fight club
2. eternal sunshine of the spotless mind
3. lost in translation
4. the science of sleep
5, donnie darko / the beach


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SIGNATUREN SIND DOOF!

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